Fragen zur Vertiefung

Zu den einleitenden Versen Matthäus 5, 1-2

Wem gilt die Bergpredigt? Was bedeutet sie mir persönlich?

Lehren und lernen gehört offensichtlich zum christlichen Glauben, nicht nur beispielsweise religiöse Erfahrung. (Wie) trage ich dem Rechnung?

An Stelle unserer Predigtgottesdienste sollte man besser Lehrgespräche durchführen und damit die sonntägliche Einwegkommunikation aufbrechen. Eine berechtigte These?

Im Gegenteil: Die Bergpredigt stellt ja nur einen Aspekt der Tätigkeit von Jesus dar. Wir haben seine Lehrtätigkeit zu sehr gewichtet, ein verkopftes Christentum propagiert und in seiner Nachfolge sein heilendes und diakonisches Wirken vernachlässigt. Diesem gälte es mehr Beachtung zu schenken.

Zur ersten Seligpreisung Matthäus 5, 3

D. Martyn Lloyd-Jones, ein vor allem in Grossbritannien einflussreicher Prediger aus dem 20. Jahrhundert, sagt in einer Predigt zur ersten Seligpreisung: “Das ist das Prinzip, das das Leben auf dieser Welt bestimmt: Setze dich durch, glaube an dich, mache dir deine innewohnenden Kräfte bewusst und lass alle Welt wissen: Du strotzt nur so von Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Selbstüberzeugung… In der ersten Seligpreisung werden wir mit einer Sache konfrontiert, die im genauen Gegensatz [dazu] steht .”1)

Inwiefern steht die erste Seligpreisung unseren modernen Bemühungen um ein stärkeres Selbstvertrauen entgegen, inwiefern nicht?

Was bedeutet die erste Seligpreisung im Hinblick auf unser Profil und unsere Profilierung als christliche Gemeinde?

In der schon erwähnten Predigt erklärt D. Martyn Lloyd-Jones weiter: “Geistlich arm” bedeute “ein Bewusstsein, dass wir in der Gegenwart Gottes nichts sind.”2) – Richtig? Oder nur bedingt? Oder ganz falsch?

1)D. Martyn Lloyd-Jones, Bergpredigt, Band I, Predigten über Matthäus 5, 3-48, Friedberg, 2002, S. 54 
2)a.a.O, S. 61

Zur zweiten Seligpreisung Matthäus 5, 4

Wenn Jesus sagt, man könne den Trauernden gratulieren, ist es falsch, wenn wir in unserem Leben so sehr nach Glück im Sinne von Vermeidung von Trauer streben.

Wir sollten uns stattdessen stärker um eine Kultur der Trauer und der Klage kümmern.

Wenn ich in Trauer gerate – wie empfinde ich das dann – als Unglück, als “schweren Schicksalsschlag”, als Ungerechtigkeit, als unergründliches Rätsel, als unverdiente oder selbstverschuldete Strafe, als …?

Klagen/trauern über Missstände oder fremdes Leid – kenne ich das überhaupt? Wenn ja, was bewegt mich in dieser Hinsicht aktuell und mit welchen Konsequenzen?

Woher kommt der in dieser Seligpreisung versprochene Trost?  – Was habe ich damit zu tun, wenn es um das Leid eines Mitmenschen geht?

Was bedeutet mir das von Paulus benannte Wissen, “dass die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt, bis zum heutigen Tag.” (Römer 8, 22)

Zur dritten Seligpreisung Matthäus 5, 5

Sanftmütig sein zahlt sich nicht aus in einer Welt, in der jeder nur auf seinen Vorteil bedacht ist und dazu nur zu gerne die Ellbogen und anderes mehr einsetzt.

“Selbstverliebtheit, Selbstmitleid! Wie viel Zeit haben wir schon damit vergeudet! Ein sanftmütiger Mensch hat damit abgeschlossen.” (Lloyd-Jones, a.a.O., S. 84)

“Der Sanftmütige staunt darüber, dass Gott und die Menschen so gut von ihm denken und so gut zu ihm sind, wie sie es tun. Das, so meine ich, ist die eigentliche Quallität der Sanftmut.” (Lloyd-Jones, a.a.O., S. 85)

Die Verheissung von Land bzw. Erde hat für uns heute nichts Verlockendes mehr – umso weniger, je schlechter es dieser Erde geht.

Sanftmütigkeit hat nichts mit Schwäche, Trägheit, Unsicherheit oder mangelnder Zivilcourage zu tun, sondern ist Ausdruck einer inneren Stärke.

Biblische Vorbilder an Sanftmut sind z.B. Mose oder Jesus. Kenne ich auch zeitgenössische?

Zur vierten Seligpreisung Matthäus 5, 6

Der Psalmdichter bekennt: “Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott.” Psalm 42, 3.
Man kann nicht nach Gott und nach Gemeinschaft mit ihm dürsten, ohne sich um Gerechtigkeit für die Benachteiligten dieser Welt zu bemühen. – Zutreffend?

Wonach hungert und dürstet mich in erster Linie? –  Oder bin ich durch und durch satt – aber wovon?

Gerechtigkeit ist gar nicht möglich auf dieser Erde. Man kann es einerseits beim besten Willen nie allen recht machen.

Gerechtigkeit ist nicht möglich auf dieser Erde, weil sie mit Gewalt durchgesetzt werden muss und damit nur immer neues Unrecht schafft.

“Wer nach Gerechtigkeit und Güte strebt, der findet auch Leben, Gerechtigkeit und Ehre.” Sprüche 21, 21 – Stimmt das, oder ist es nicht eher so, dass wer sich für Gerechtigkeit für Benachteiligte einsetzt, meist “den Kürzeren zieht” und allenfalls als Gutmensch belächelt wird?

Was hat das alles mit mir zu tun? – Die Ungerechten sind die anderen. Sie sollen sich ändern.

“… denn sie werden satt werden.” – Wann wird das wohl sein?

[Jesus] “leidet für alles Unrecht und bricht gerade so Gottes Recht endgültig Bahn. Am Abendmahlstisch, in den Zeichen des für uns gebrochenen Leibes, des für uns vergossenen Blutes wird Gottes Recht sichtbar, ja essbar. … Hier stillt Gott allen Hunger und Durst nach Gerechtigkeit.” Aus: Ott Ulrich, Füreinander, Zeitgenössische Skizze zu Matthäus 1-7, Bern, 1968, S. 62

Zur fünften Seligpreisung Matthäus 5, 7

Wann und wo fällt es schwer, barmherzig zu sein? – Warum eigentlich?

Barmherzig (und damit ein “Gutmensch”) sein ist nicht beliebt: Man macht sich einerseits doch nur wichtig damit. Man gewinnt andererseits nichts, sondern wird dauernd ausgenutzt und kommt zu kurz. – Zutreffend?

Ich bin zwar barmherzig, investiere mich in diesem Sinne, aber von “Barmherzigkeit erlangen” merke ich nicht viel. Also lasse ich es besser bleiben?

Zur sechsten Seligpreisung Matthäus 5, 8

Ein reines Herz haben – ist das für mein Leben von Bedeutung, ein Ziel?

Wenn ja, was unternehme ich, um es zu erreichen oder es mir zu bewahren?

Ein reines Herz haben – ist das überhaupt möglich in dieser Welt?

Würde es helfen, sich dafür in die Einsamkeit zurückzuziehen?

Gott schauen – ist das für mein Leben von Bedeutung, ein Ziel?

Was erhoffe ich mir davon?

Oder interessiert mich das gar nicht?

Zur siebten Seligpreisung Matthäus 5, 9

Ich habe keine Feinde – somit hat diese Seligpreisung vom Frieden stiften auch keine Bedeutung für mich. Stimmt das (beides!)?

Wie kann ich ein Friedensstifter/eine Friedensstifterin werden?

Wo ist es mir schon gelungen, in meinem eigenen Verhältnis zu verfeindeten Mitmenschen oder unter zerstrittenen Parteien Frieden zu stiften? Was hat das in mir ausgelöst?

Frieden stiften – wie macht man das? Was gehört dazu? Gibt es Voraussetzungen dafür?

Zur achten Seligpreisung Matthäus 5, 10

Kann man sich freuen, wenn man verfolgt wird? Wie und warum könnte das möglich sein?

Habe ich auch schon Verfolgung oder Zurücksetzung um der Gerechtigkeit willen erlebt? Wie habe ich mich dabei gefühlt?

Lloyd-Jones erklärt: “Um unserem Herrn ähnlich zu werden, müssen wir Licht werden; Licht entlarvt auch immer die Finsternis, und darum hasst die Finsernis auch immer das Licht.” (a.a.O., S. 163) – Ist das überzeugend? Wie kann man sich das ohne Bild vorstellen?

Zur neunten Seligpreisung Matthäus 5, 11-12

“Mit Schmähung und Verfolgung muss die Gemeinde grundsätzlich rechnen”. Stimmt diese These und wenn ja, warum? Liegt es nicht oft einfach an ungeschicktem Verhalten der christlichen Gemeinde?

Habe ich selber schon “um Jesu willen” gelitten? Wenn ja, wie war das? Was hat mir geholfen, mich getröstet? Oder habe ich in dieser Situation gar keinen Trost verspürt?

So etwas wie ein Ausblick auf den Himmel – kommt das vor in meinem Leben und Planen, und welchen Stellenwert hat diese Perspektive?

In der Verfolgung – also auch schon bei Spott und Verleumdung um des Glaubens willen – sich freuen und frohlocken, müsste ja wohl auch bedeuten, nicht nach Vergeltung zu trachten, sich nicht zu ärgern, auch nicht ängstlich oder depressiv zu werden. Ist das überhaupt möglich?

Man sagt, dass noch in keinem Zeitalter so viele Christen verfolgt worden sind, wie heute. Was löst das in mir aus?

Zum Thema „Salz der Erde“ Matthäus 5, 13

Salz der Erde, und dann auch noch Licht der Welt – kann man das von der Christenheit wirklich sagen, ohne masslos zu übertreiben? Hat Jesus da nicht zu viel erwartet?

Oder sind wir allesamt einfach fade geworden? –  Wenn nicht:

Ob nun auf den ganzen Lebenswandel, die Verkündigung, die Weisheit oder die Opferbereitschaft der christlichen Gemeinde bezogen, wo kann man heute etwas von diesem Salz der Erde “schmecken”?

Was fange ich für mich mit der Drohung am Schluss des Verses an?

Zum Thema „Licht der Welt“ Matthäus 5, 14

Wie kann ich „Licht“ für meine Umgebung sein?

Wo habe ich den Eindruck, es schon gewesen zu sein?

Was / Wer macht mir mein eigenes Leben hell?

Zum Thema „gute Taten“ Matthäus 5, 15-16

– Welchen Stellenwert haben gute Taten in meinem Leben, in meiner Kirchgemeinde?

– Wo stelle ich / stellen wir als Kirchgemeinde vielleicht unser Licht unter den Scheffel?

– Darf man denn nun als Christ noch “Gutes tun und darüber reden” wie heutzutage manchmal proagiert wird, oder ist das zu selbstbezogen?

– Wie kann es dazu kommen, dass andere durch mein Tun guter Taten den Vater im Himmel preisen?

– Missionarisch wirken durch gute Werke – ist das möglich? Braucht es nicht auch das Wort, aus dem der Glaube kommt (Römer 10, 17)?

Zum Thema „Jesu Stellung zum Gesetz“ Matthäus 5, 17-20

– Jesus sagt, er sei nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, deckt aber seine Jünger, wenn sie das Sabbatgebot übertreten (Mt. 12, 1-14) oder die Fastengebote (Mt. 9, 14-15) oder Reinigungsordnungen (Mt. 15, 1-20). Wie passt das zusammen?

– Lloyd-Jones sagt in einer seiner Predigten: “ In gewisser Hinsicht ist die eigentliche Absicht der Gnade, uns zu befähigen, das Gesetz zu befolgen.” (a.a.O., S. 237) Teile ich diese Ansicht? Was bedeutet es für unsere Glaubenspraxis, wenn das stimmt?

– Was lehren Mt. 5, 17-20 über das Alte Testament und seine Bedeutung für Jesus, für uns? Welchen Stellenwert hat es für mich persönlich? Lese ich überhaupt darin, oder ist es mir “zu weit weg”?

– Was ergibt sich aus Mt. 5, 17-20 für die Bedeutung von Karfreitag, Leiden und Sterben von Jesus?

– Wo sehe ich beim Gesetz die Grenze zwischen dem, was ich selber zu erfüllen habe und dem, was erfüllt ist oder für mich als Christin/Christ aus nichtjüdischem Hintergrund nicht (mehr) von Bedeutung ist?

Zur ersten Antithese und den Fallbeispielen dazu

– Welches sind meine Lieblingsschimpfwörter? Wann und wem gegenüber “wende ich sie an”?

– Wie reagiere ich, wenn ich selber beschimpt werde (vgl. 1. Petrus 3, 8-11)?

– Wie kann es gelingen, dem Rat des Petrus nachzuleben?

– Was kann ich tun, wenn mir – in gottesdienstlichem Zusammenhang oder auch sonst – bewusst wird, dass ein “Bruder” oder eine “Schwester” etwas gegen mich hat?

– Ist es nicht unvermeidbar, dass es Menschen gibt, die “etwas gegen mich haben”? Muss ich mich jedes Mal darum kümmern? Wäre es nicht einfacher, sich innerlich zu distanzieren und sich davon gar nicht betreffen zu lassen?

– Wie geht in so einem Fall “sich versöhnen” ganz praktisch?

– Und was ist, wenn unsere Versöhnungsversuche misslingen und vom gegenüber nicht angenommen werden?

Zur zweiten Antithese

– Geht es Jesus mit der zweiten “Antithese” eher um den Schutz der Frau oder um den Schutz der Ehe?

– Jesus war unverheiratet. Weshalb äussert er denn derart rigorose Ansichten zum Thema Ehe?

– Welche Bedeutung hat das Gebot und seine Auslegung durch Jesus heute in Zeiten der (viel grösseren) Gleichberechtigung der Geschlechter?

– Wird mit den heute möglichen Optionen Ehe, Konkubinat (und evtl. künftig einem Zwischenmodell “Pacs”) der Ehebruchsproblematik sozusagen die Schärfe genommen? Oder bleibt das Grundproblem dasselbe?

– Was hilft, wenn man sich nicht konkret Augen ausreissen und Hände abhacken will, zu Bewahrung und Schutz der Ehe in unserer Gesellschaft? Oder ist das heutzutage nicht mehr nötig und wichtig?